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Was ist Open Networking?

Aktualisierung: 14. Sep 2022 by
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Viele Betreiber von Rechenzentren wechseln heutzutage von Closed Networking zu Open Networking. Doch was versteht man unter Open Networking überhaupt?

In einem Open Network, oder zu Deutsch in einem offenen Netzwerk, werden Hardwarekomponenten verwendet, die offene Standards mitbringen. Im Gegensatz zu Hardware, die von bestimmten Herstellern mit vorinstallierter Software ausgeliefert wird, ist die Standard Hardware mit deutlich mehr Komponenten kompatibel. Sowohl hinsichtlich der Software als auch hinsichtlich der Hardware kann ein Open Network deutlich einfacher ausgebaut und erweitert werden als ein Closed Network.

Was ist Open Networking?

Die Definition von Open Networks ist allerdings noch immer etwas schwammig. Einige Experten definieren Open Networks als Netzwerke, in denen eine Komponente durch eine beliebige andere ersetzt werden kann.

Andere sehen die differenzierende Charakteristik eher auf der Software Seite und vergleichen diese mit Software Defined Networking (SDN). Das Konzept des Software Defined Networking trennt die verwendete Hardware in einem Rechenzentrum klar von der Software, die für die Steuerung dieser Hardware verantwortlich ist. Dies ermöglicht eine zentrale Überwachung des Datenverkehrs im Netzwerk. Da Software und Hardware voneinander getrennt funktionieren, kann auf Neuerungen schnell und vergleichsweise einfach reagiert werden.

Was ist Open Networking?

Wieder andere definieren Open Networks als Kombination einer virtuellen Maschine mit Open-Source-Software und frei verfügbarer, nicht personalisierter Hardware. Darüber hinaus könnte schon die Kompatibilität eines Netzwerkes mit bestehenden Netzwerkstandards oder frei zugänglichen Anwendungsprogramm Schnittstellen (APIs) ausreichend sein, um ein Netzwerk als offen zu definieren.

Dennoch gibt es einige Charakteristika, die die meisten als offen bezeichneten Netzwerke auszeichnen:

  • Es werden offene APIs genutzt.

  • Es wird Cloud Computing genutzt.

  • Industriestandards werden in Hardware sowie in Software angewandt.

  • Es wird Open Source Hardware oder Software genutzt.

  • Das Netzwerk ist mit vielen Komponenten kompatibel.

Oft kombinieren Open Networks die Vorteile des Software Defined Networking mit weiteren öffnenden Faktoren wie offenen APIs und Open Source Software, um maximal flexibel agieren zu können. Zudem unterstützt das Software Defined Networking die Verwendung von Produkten verschiedener Hersteller.

Vorteile des Open Networking vs. herkömmlichen Netzen

Als Betreiber eines Rechenzentrums fällt die Entscheidung zwischen Open Networking und Closed Networking oftmals schwer. Immerhin weisen beide Varianten Vor- und Nachteile auf, die je nach Use Case die Entscheidung beeinflussen können und sollten. Dennoch überwiegen für die meisten Zwecke die Vorteile des Open Networking.

Einer der größten Pluspunkte des Open Networking ist, dass es die Abhängigkeit von einem spezifischen Hersteller deutlich verringert oder gar ganz eliminiert. Früher war es, dank der Verwendung proprietärer Hardware, üblich, dass sich Netzwerkbetreiber in die Abhängigkeit von einem Hersteller begaben und nur noch Soft- und Hardware von diesem einen Hersteller kaufen konnten. Alles andere hätte schwerwiegende Beeinträchtigungen der Funktionalität des Rechenzentrums zur Folge gehabt. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb das Open Networking in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen hat. Die Marktherrschaft von Großunternehmen wie Cisco konnte dadurch zumindest teilweise vermindert werden.

Diese Flexibilität zeigt sich auch im Umgang mit dem Netzwerk. Während bei Closed Networks strikte Protokolle und Anleitungen befolgt werden müssen, haben Programmierer von Open Networks deutlich mehr Freiheit.

Zudem spielt der Kostenpunkt eine Rolle. Traditionelle Hersteller geschlossener Netzwerke lassen sich ihre zugegebenermaßen gut abgestimmte Hardware teuer bezahlen. Dies ist beim derzeitigen schnellen Wachstum des weltweiten Datenverkehrs und dementsprechend dem vieler Netzwerke, dessen Ende nicht absehbar ist, ein wichtiger Faktor. Open Networks lassen sich tendenziell viel günstiger errichten als Closed Networks und haben darüber hinaus ein fast unlimitiertes Potenzial. Studien zeigen, dass Open Networks in vielen Fällen deutlich weniger Platz und Strom benötigen als Closed Networks und daher mit einer deutlichen Kostenersparnis einhergehen.

Dennoch haben auch Closed Networks einige Vorteile. Die Interkonnektivität, die Netzwerke und Komponenten einiger Hersteller erreichen, ist der von Open Networks noch überlegen. Dies vereinfacht die Reaktion auf etwaige Probleme, da alle Komponenten die gleichen Programmiersprachen verwenden. Dies ändert sich aber rasend schnell, sodass Open Networks hier schon in den kommenden Jahren gleichauf sein werden.

Zudem bieten traditionelle Hersteller wie Juniper und Cisco oftmals Schulungen, Weiterbildungen und Zertifikate zum Umgang mit ihrer Soft- und Hardware an. Dies gestaltet sich bei Open Networks schwieriger, da hier in den meisten Fällen Komponenten verschiedener Hersteller aufeinander treffen, was den Verantwortlichen ein umfangreiches technisches Verständnis abverlangt.

Übergang zum Open Networking

Netzwerk Betreibern sollte klar sein, dass ein Wechsel von Closed Networking zu Open Networking ein komplexes Unterfangen ist. Mit präziser Planung sollten allerdings keine Probleme aufkommen.

Einige grundlegende Fragen, die beantwortet werden sollten, sind:

  • Welche Hard- und Software möchten Sie verwenden?

  • Wie viel Budget ist verfügbar?

  • Ist das notwendige Fachwissen zur Installation und Wartung im Team vorhanden?

Sind alle grundlegenden Fragen geklärt, können Sie sich an die Details machen. Diese können ganz individuell sein, immerhin hat jedes Unternehmen ganz spezifische Anforderungen an Geschwindigkeit, Sicherheit und Offenheit der verwendeten Komponenten.

Wichtig ist die Entscheidung für oder gegen die Notwendigkeit eines Core Switches. Ein Core Switch ist ein essenzieller Bestandteil extensiver Netzwerke, da er als zentraler Punkt im Netzwerk dient und die empfangenen Daten schnellstmöglich im Netzwerk verteilen muss.

Traditionelle Core Switches werden mit vorinstallierter Hardware ausgeliefert, etwa von Cisco. Eine Alternative stellen die sogenannten Edgecore Switches dar, die frei konfigurierbar und damit besser auf individuelle Bedürfnisse anpassbar sind. Auch wenn die Leistungsfähigkeit meist noch nicht an die der Core Switches von traditioneller Herstellern heranreicht, ist sie doch für die meisten Zwecke ausreichend, zumal Edgecore Switches deutlich kostengünstiger sind.

Zudem muss bedacht werden, dass Schulungen für Open Networks nicht die Qualität und Tiefe erreichen, die Kurse traditioneller Hersteller haben. Dies bedeutet für das eigene Team, dass es sich auf die aufkommenden Änderungen selbst einstellen und vorbereiten muss. Dafür ist ein kompetentes, lernfähiges Team unbedingt notwendig.

Fazit

Als Fazit lässt sich festhalten, dass es so scheint, als ob traditionelle Netzwerke den Herausforderungen der heutigen Netzwerk-Welt immer weniger gewachsen sind. Flexibilität, Kostenersparnis und die Fähigkeit, schnell auf sich verändernde Umstände zu reagieren, sind heute wichtiger als jemals zuvor. Genau diese Vorteile bringen Open Networks mit und werden die Closed Networks daher in absehbarer Zeit vom Thron verdrängen.

Frei konfigurierbare, Linux-basierte Software löst die klassischen, steifen Systeme von Herstellern wie Lucent oder Juniper ab. Große Hersteller wie HP und Dell haben diesen Trend erkannt und versuchen, den Markt der offenen Hardware zu dominieren. Dabei werden sie aber zunehmend von Newcomern wie Quanta oder Accton bedrängt, deren Produktqualität der von HP und Dell in kaum etwas nachsteht. Die große Konkurrenz auf diesem immer schneller wachsenden Markt verstärkt die Innovationskraft und das Wachstum noch weiter und wird dafür sorgen, dass das Open Network Segment mittelfristig den Netzwerkmarkt dominieren wird.

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